Nebenwirkungen von Cortison/Azathioprin mildern

[A.Schwarz]

Hallo zusammen,

mein Hund (Malinois, knapp 2 Jahre alt) ist vor knapp drei Wochen an einer autoimmun hämolytischen Anämie (AIHA) erkrankt. Er hat die schlimmste Zeit der akuten Phase mit Ach und Krach überlebt (2 Bluttransfusionen, Hämatokrit teilweise bei 10), bis dann die Behandlung anfing zu wirken.

Jetzt bekommt er 150 mg Prednisolon täglich sowie 38 mg Azafalk (Azathioprin). Die Medikamente erhält er jetzt seit ca. 2 Wochen und es geht ihm langsam besser.

Jetzt zu meiner eigentlichen Frage: Wer hat Erfahrung mit lang andauernder Cortison/Azathioprin-Behandlung? Kann ich irgendetwas begleitendes tun, um die Nebenwirkungen etwas zu mildern? Der Hund sieht jetzt schon schlimm aus: Stark aufgedunsener Brustkorb, dafür hinten völlig eingefallen, Muskulatur ist kaum noch vorhanden (Jack war noch vor drei Wochen der fitteste Hund , den man sich vorstellen kann mit kräftiger Muskulatur und einer Bomben-Kondition). Er trinkt sehr viel und muss entsprechend viel pinkeln. Er frisst inzwischen wieder sehr gut, hatte gestern Abend aber einen kleinen Einbruch, wo ich das Gefühl hatte, dass ihm einfach übel ist.

Jack wird gebarft (in der schlimmsten Phase der Krankheit hat er wenn überhaupt, oft nur noch Stückchen von rohem Fleisch gefressen). Vielleicht hat auch jemand Erfahrung mit BARF und Cortisonbehandlung.

Ich bin für jeden Tipp dankbar!
Grüße, Andrea

[Gast]

Ich kann nur eines beisteuern: Unbedingt Cortison mit Magenschutz verabreichen, das ist sehr wichtig, sonst geht das zu sehr auf den Magen. Oemprazol zum Beispiel eine Stunde vorher geben. Frag mal deinen Tierarzt.

[A.Schwarz]

Hallo Kathariana,

danke für deinen Tipp, da sind wir dran.

Hat vielleicht noch jemand eine Idee, was ich füttern könnte, was ein Sättigungsgefühl auslöst, aber nicht zu viele Kalorien hat oder auf die Verdauung geht? Die Fressgier im Moment lässt sich eigentlich kaum noch in Worte fassen…

Vielen Dank,
Andrea

[Gast]

Vielleicht gekochte pürierte Möhren oder sonstiges gekochtes püriertes Gemüse. Mal ne Banane zwischendurch. Das Fressen mit Wasser strecken, er wird ja sowieso auch jede Menge trinken wollen.

150 mg sind aber auch eine heftige Dosis. Besteht die Chance, dass ihr das irgendwann etwas runterschrauben könnt? Auch das wäre eine große Hilfe.

[Tobino]

Hallo Andrea,
Mein verstorbener Rüde hatte das auch als er ein junger Hund war, ist aber nach einigen Monaten und langsamen Ausschleichen des Cortisons wieder ganz gesund geworden.
Ich habe damals Monate für ihn gekocht, (er wurde damals noch nicht geharft) mit möglichst wenigen, aber gutem Komponenten. Also Hühnchen, matschige Möhrchen, Kartoffeln, Butter, Äpfel usw.
Mit dem Magenschutz hat Katharina recht. Habe ich auch immer gegeben. Ich vermute übrigens, dass aus dieser Zeit Futterunverträglivhkeiten zurückgeblieben sind, also behalte ihn und seinen Output im Auge.

[A.Schwarz]

Hallo Katharina,

ja, natürlich muss die Dosis wieder reduziert werden. Vermutlich beginnen wir damit schon in den nächsten Tagen. Es wird aber ein langsames Ausschleichen sein, mit den Nebenwirkungen werden wir also noch ein Weilchen zu tun haben.

Er bekommt eh immer Gemüse/Obst mit ins Futter, wobei ich mir auch da unsicher bin, ob die Fruchtsäure bei eh empfindlichem Magen nicht auch schädlich sein kann. Bisher scheint es für ihn noch ok zu sein.

Er trinkt natürlich extrem viel, das scheint das Hungergefühl aber nicht zu mildern. Ich hatte überlegt, vielleicht Gemüseflocken einzuweichen…

[A.Schwarz]

Hallo Tobino,

dein Hund hatte die gleiche Krankheit? Wenn er sie damals überlebt hat und wieder richtig gesund wurde, freut micht das natürlich sehr zu hören und lässt mich weiter hoffen.
Jack wird schon seit einiger Zeit gebarft und er scheint wirklich insgesamt eine recht robuste Verdauung zu haben. Nur Trockenfutter verträgt er nicht so gut, da ist er ständig am pupsen, hat viel zu viel Output und dieser ist dann auch weich und riecht sehr unangenehm (daher auch mein Umstieg auf Barf).

Um Jack nach der ganz akuten Phase wieder etwas aufzufüttern habe ihm zusätzlich zu gutem Fleisch auch relativ viel Fett, Reis, Kartoffeln oder Nudeln gefüttert. Jetzt muss ich aber schon etwas aufpassen, dass er nicht zu viele Kalorien bekommt

Grüße, Andrea

[Rico2111]

Hallo Andrea
Lunge ist sehr kalorienarm und als "Diätfutter" geeignet.
Ich hoffe, dass es Jack bald besser geht und ihr das Cortison wieder ausschleichen könnt
LG
Monika

[Sonja]

Hallo Andrea,

meine 8-jährige Großpudelhündin ist Ende April mit AIHA diagnostiziert worden, nachdem sie ohne Vorwarnung auf der Treppe zusammengebrochen ist.

Vorab als kleinen Mutmacher: sie hat es überlebt.

Der Hämatokrit lag bei 17, wir sind an einer Bluttransfusion vorbeigeschrappt.

Behandelt wurde in der akuten Phase mit hoher Dosis Cortison (200mg bei knapp 28kg Lebendmasse), die nach und nach ausgeschlichen und durch Endoxan ersetzt wurde.
Zusätzlichh gab es möglichst frisches, blutiges Fleisch sowie "Ferro Folgamma" für die Blutbildung.

Cortison:
Durch das Cortison verlor der arme Hund jede Muskulatur, der Bauch war aufgedunsen. Sie trank sehr viel und war verfressen bis zum geht-nicht-mehr. Ein Hund, der NIE etwas vom Tisch geklaut hatte, fraß ALLES, plünderte Mülleimer, schleckte im Hochsommer getrocknete Schokolade von der Straße (und es war wirklich nur mit KRAFTeinsatz möglich, den Hund von der "leckeren" Stelle wegzubekommen!). Du kannst Deinem Hund nicht soviel füttern, dass er satt wird! Vergiss es.
Schlimm fand ich das ständige "Stresshecheln", der Hund kam nicht mehr zur Ruhe.
Dazu kam Haarausfall und Wundheilungsstörungen.
Nach Absetzen des Cortison normalisierte sich alles wieder. Nur Mut!

Ob mein Mädel jemals wieder ganz gesund wird, wissen wir nicht. Wir hoffen sie mit Medikamenten stabil zu halten.
Sie ist wieder fit, munter aktiv, spielt,...

Aktuell laborieren wir an einer Blasenentzündung, eine Nebenwirkung des Endoxan. *soifz*

[A.Schwarz]

Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für eure Beiträge.

@Sonja: ja, den völlig krankhaften Fresstrieb kann ich bestätigen, auch das in Stress kommen. Ich bin dazu übergegengen, Jack wieder stundenweise mal in die Box zu schicken. Da beruhigt er sich meistens sehr schnell und entspannt sich. Auch die anderen Nebenwirkungen kann ich bestätigen. Er hat noch eine Wunde von der Knochenmarksentnahme, die sehr schlecht verheilt. Nach mehrmaligem Auftragen von Aloe Vera hat sich aber jetzt ein ordentlicher Schorf gebildet.

Immerhin hat sich Jacks Blutbild (wir waren am Samstag beim TA) deutlich verbessert. Der Hämatokrit ist rauf auf 31% und auch alle anderen Werte haben sich in die richtige Richtung verändert. Die Dosis der Medikamente wurde für beide auf die Hälfte reduziert. Das ist doch schon mal ein Anfang.
In zwei Wochen findet die nächste Blutkontrolle statt.

Grüße, Andrea

[Flusen]

nabend zusammen,

unser Mädel bekommt wegen einer Lupuserkrankung auch dauerhaft Cortison und jaaaaaa es ist nichts aber auch absolut gar nichts vor ihr sicher!
Zur Zeit bekommt sie 25mg am Tag in der akuten Phase war es deutlich mehr!
Da haben wir von Lunderland die Gemüseflocken zugefüttert, macht zumindest eine Weile ein wenig satt, da das Zeug wahnsinnig aufquillt!
aber dauerhaft wird der Hunger und der Durst bleiben...

Die ersten Nebenwirkungen haben wir in der akuten Phase mit dem Reishi Pilz gut in den Griff bekommen, da war das Allgemeinbefinden deutlich verbessert.

An den anderen Nebenwirkungen wie Haut und schlechte Wundheilung verzweifeln wir noch, zur Zeit testen wir Propolissalbe, ich bin gespannt...



Ich halte die Daumen für Euch, das ihr schnell vom Cortison runterkommt und bald Besserung eintritt!

LG und schönen abend noch
Katja

[FUNtasticjoy]

Hallo Andrea,

auch wir sind Leidensgenossen. Mein Nando (Rhodesian Ridgeback, 9 Jahre) hatte im Mai 2011 eine AIHA. Sein Hämatokrit war bei 14, er ist also knapp an einer Transfusion vorbei geschrabbt. Er bekam bei dann noch 34 kg ebenfalls 150mg Prednisolon, er bekam auch Azathioprin, zusätzlich Ulcogant als Magenschutz und Omeprazol. Achte darauf, dass er die Tabletten immer mit Futter zusammen (am besten darin eingepackt) schluckt, da sie wirklich ziemlich ätzend sind.

Nando war sehr müde und schlapp in der Zeit in der er die ganzen Medikamente bekam, hatte stark abgenommen, die Muskeln waren fast komplett weg. Er hatte übelste Blähungen, bekam Probleme mit der Leber durch die Medikamente (wurde sehr erfolgreich mit gemahlenem Mariendistelsamen behandelt), bekam dann noch Probleme mit Chlostridien, dadurch bedingt starke Probleme mit der Verdauung und andere Kleinigkeiten. Er fraß alles was er vor die Nase bekam und trank in der schlimmsten Phase täglich an die 14 Liter. Regelrecht panisch soff er alles was er bekam. Er lief aus wie ein Kieslaster, mir blieb nichts anderes übrig als ihm Kindershirts oder selbstgenähten Bauchschurz anzuziehen mit Inkontinenzeinlagen von Aldi (günstige und gute Alternative) und seine Liegeplätze mit Einmalwickelunterlagen von dm zu schützen. Trotzdem durfte ich fünfmal täglich die Wohnung wischen. Ich habe ihm dann gemahlene Kürbiskerne vom Arzneikürbis zum Futter gegeben, das linderte das einigermaßen.

Er hat in der Zeit alles geklaut was irgendwie möglich war, trotz dass er häufiger Futter bekam und auch jede Menge Leckerli. Es war wirklich fürchterlich...

Schlussendlich hat er noch kahle Stellen im Fell bekommen, er sah ein bißchen aus als wären die Motten dran gewesen und zwischenzeitlich waren auch die Krallen sehr merkwürdig gewachsen. Nach dem Absetzen der Medikamente hat es sich aber gut gegeben, er haarte einige Wochen wie Hulle, sowas hatte ichnoch nie bei ihm, aber jetzt ist das Fell wieder ganz toll und weich wie mit Perwoll gespült

Nach einem halben Jahr etwa war alles überstanden, die Muskeln sind sehr gut wieder zurückgekommen, er ist komplett medikamentenfrei mittlerweile und er hat außer einer wohl verfrüht eingetretenen Alterserscheinung (er röchelt recht stark wenn er sich angestrengt hat, Lunge und Bronchien sind aber frei) und ein paar grauen Haaren mehr nix zurück behalten.

Steht das durch, es geht vorüber und wenn man Glück hat ist es möglich, den Hund wieder komplett medikamentenfrei zu bekommen. Der Verlauf ist wohl stark unterschiedlich bezüglich der Dauer, auch Willowe und Nando haben unterschiedlich lange gebraucht für den Neuaufbau des Körpers. Sie waren auch unterschiedlich belastbar in der Zeit (willowe wollte laufen laufen laufen und Nando nur schlafen schlafen schlafen). Aber letztendlich haben sie es beide ganz toll geschafft

Hier im Forum gibt es die komplette Geschichte von Nando zum Nachlesen. Wenn Du genauere Sachen wissen möchtest, PN mich einfach an, ich geb Dir auch gerne meine Nummer.

Haltet durch, es lohnt sich und die Fresserei wird wieder besser! Versprochen!

Ganz viele Grüße
Ju und Jungs

[A.Schwarz]

hallo zusammen,

danke nochmal für die Antworten. Ich war ein paar Tage weg und konnte daher nicht früher antworten.

Jack geht es im Moment erstaunlich gut. Prednisolon bekommt er im Moment in der Dosis 50 mg/Tag. Das Azathioprin bekommt er ebenfalls in 1/3 der ursprünglichen Menge. Er hat zwar extrem an Musklatur verloren, aber dafür ist er körperlich erstaunlich fit und er will auch beschäftig werden.

Das Wassertrinken ist zwar deutlich mehr als normalerweise, aber von so extremen Mengen wie bei Nando sind wir zum Glück weit entfernt. Das Fell/die Haut ist erstaulicherweise auch noch sehr gut. Er hat halt alles eingestellt, fast kein Haar fällt aus und es wächst auch noch nichts nach an den rasierten Stellen. Nur einen kleinen Infekt hatte er sich wohl vor kurzem eingefangen, war viel am Nießen und Husten. Er hat jetzt fünf Tage ein Antibiotikum bekommen, ich hoffe, das war es erstmal. Der Hämatokrit lag ei der letzten Untersuchung bei knapp 39 %. Am Samstag wird wieder geprüft.

Die Fressgier ist halt extrem. Allerdings habe ich inzwischen ein paar Strategien. Er bekommt sehr viel schonend gegartes Gemüse, teilweise mit zum Fleisch, teilweise als eigene Mahlzeit mit etwas Hüttenkäse. Außerdem habe ich noch ein sehr gutes Diät-Trockenfutter (lupovet speckweg), von dem er notfalls einmal am Tag etwas bekommt. Das Futter ist kalt gepresst und er verträgt es ganz gut (normalerweise verträgt er Trockenfutter nicht). Die Verdauung scheint noch wirklich gut zu funktionieren.

Jetzt hoffe ich, dass wir auf diese Weise das ganze einigermaßen durchstehen. Inzwischen bin ich etwas zuversichtlicher.

Grüße, Andrea

[A.Schwarz]

@ FUNtasticjoy

ich wllte dir noch eine PN schicken, aber ich habe keinen Zugriff auf dein Profil. Kannst du mir evtl. eine Mail-Adresse schicken?

[FUNtasticjoy]

Hallo,

ich kann Dir auch noch nichts schicken, da Du noch moderiert bist.

Schreib einfach an nando-timon@web.de

Ich lösch dann diesen Beitrag hier einfach wieder ;-)

Viele Grüße
Ju und Co