Verdacht auf Enzephalitis ... furchtbar

[Cyrus]

Michaela,
dieses "Niemehr" ist das Wort, was ich immer am schlimmsten finde. Bei dem Gedanken "niemehr ...." zerreisst es mich auch heute noch. Das war immer die andere Gebetsmühle, die mich verfolgt hat. Ich sass immer im "niemehr-Loch".
Wenn dann Fragen von Freunden, Verwandten kamen wie "geht es dir denn jetzt langsam besser", dann habe ich immer gedacht "wie kann es mir besser gehen, wenn ich niemehr dieses Wesen sehen, berühren, riechen kann". Und irgendwann dachte ich auch "fragt mich bloss nicht mehr. Ich will nicht, dass es mir besser geht. Mir muss es schlecht gehen, weil ich jetzt ohne dieses Wesen leben muss, weil ich es doch wieder nicht geschafft habe, dass es weiter lebt".
Noch ein paar Wochen weiter habe ich dann immer mit Ja geantwortet, weil ich diese Fragerei leid war, mir es nicht wirklich besser ging, aber die meisten Mitmenschen nicht mehr mit meiner Trauer umgehen konnten.

Michaela, ich weiß, dass dich diese Zeilen wieder traurig machen. Als Trost kann ich dir nur sagen, dass es besser wird. Irgendwann. Aber es dauert seine Zeit. Bei dem einen mehr bei dem anderen weniger lang.

Traurige Grüße
Waltraud

Waltraud, Deine Worte beschreiben auch meinen Zustand sehr gut.
Ich habe auch eben einer Kollegin gesagt, die mich verstehen kann, weil sie den Kummer kennt, dass ich es einfach nicht verstehen kann, und das macht es auch so schlimm. Ich bin ein logisch denkender und rationaler Mensch - aber nun versagt die normale Logik bei mir vollkommen, weil ich auf meine Frage "Warum?" keine befriedigende Antwort finde. Dass alle sterben müssen, dass nichts für ewig ist ... ja gut ... aber warum??? und warum so früh? und warum so?
Es überschreitet meine Vorstellungskraft, dass ich sie für immer verschwunden sind, obwohl ich in dem Zustand schon lebe.
Ich weiß ja, dass sie weg sind, aber ich kann es oft gar nicht glauben. Es macht einfach keinen Sinn ... es macht mich nur unendlich traurig. Warum????

LG

[Majaberlin]

Dieses "Warum" ist jetzt ständig in dieser Gebetsmühlenschleife - das mußt du versuchen zu unterbrechen. Es bringt nichts, es wird nie eine Antwort geben.

Fragt man das Schicksal:
Warum, warum?
Schicksal gibt keine Antwort.
Schicksal bleibt stumm.

Weine, solange du noch Tränen hast, trauere, solange du noch nicht loslassen kannst, sei wütend ... oder mach alles auf einmal. Aber frage nicht nach dem warum. Nicht alles im Leben macht für uns Sinn - wir verstehen es nicht. Aber nichts in der Welt passiert ohne Sinn, auch wenn sich dieser Sinn uns niemals in diesem Leben erschliessen wird. Es bleibt uns nichts - gar nichts, als das Schicksal anzunehmen und zu ertragen. Die Zeit hilft uns dabei.

[Dhana]

Ich bin durch den Whey Thread mit Angst und Hoffnung hier gelandet, da er mir empfohlen wurde. Als ich las, daß Du Tsu gehen lassen mußtest, dachte ich noch, wie unfair, sie hilft uns, macht und tut, hört sich alles an und muß es selber durchleben.

Vorgestern habe ich meine beste Freundin, Dhani, auch plötzlich nach 11 1/2 Jahren an meiner Seite, fast 24 Stunden täglich gehen lassen müssen von Knall auf Fall.

Der Schock war so groß, daß ich Nachts um 1 Uhr runter ging, dachte ich habe alles nur geträumt, obwohl ich noch nicht mal geschlafen hatte.

Wie ich den gestrigen Tag geschafft habe, ich weiß es nicht. Die Nacht...welche Nacht? Und jetzt sitze ich hier und bin irgendwie in diesem Thread wieder gelandet.

Trost, es kamen wundervolle Worte, Gedichte, umständlich formulierte Nettigkeiten, doch es hilft nichts.

Der einzige Anker der mich gerade im Schmerz, der Hilflosigkeit und Unverständnis erreicht hat, war eine Nachricht: "Probiere von Stunde zu Stunde zu schauen und zu Atmen. Dann einfach ein paar kleine Schritte machen. Dann schau erst von Tag zu Tag."

Von daher, kann ich Dir leider auch nichts hilfreiches ans Herz legen, so gerne ich es auch möchte, denn Deine Zeilen tuen beim Lesen schon weh, doch ich kann es sooo gut verstehen.

Mir fehlt ein riesen Stück. Sie war mein Sonnenschein, mein Chaos. Und wenn es nichts zu Lachen gab in den schweren Zeiten, hier in der Bauphase oder oder, sie war mein Anker, für sie war die ganze Welt nur ein Spiel und brachte immer wieder die Sonne zum Scheinen.

Es sagte mir jemand, irgendwann kommt der Alltag wieder. Wieso? Er ist da. Sie war mit in meinem Alltag, morgens vom Aufstehen an, bis abends zum Schlafen gehen. Wir haben zusammen gearbeitet, sind in den Urlaub, sie lebte drinnen wie draußen mit mir zusammen. Sie war die letzte Familie die ich noch hatte.

Drum bleibt mir nur, Dich einfach zu umarmen und einfach noch einmal zu sagen, danke für Deine Unterstützung für die Whey Sache. Es hat es nicht aufhalten können, doch ihr Leben wieder wacher und glücklicher gestalten lassen, wenn nicht sogar den Tod etwas heraus gezögert, danke für die verlängerte Zeit mit ihr.

LGr. Conny

[Cyrus]

Hallo Conny,
ich habe Dein post gerade erst gelesen,
es tut mir sehr leid, dass auch Dein Hund nun doch gestorben ist ... offensichtlich kam es für Dich doch sehr plötzlich.

Es gibt leider einfach keine Gerechtigkeit und niemand kann den Tod verhindern. Es ist die traurige Realität.
Ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt, mit dem Tod seines geliebten Tieres, seine kleine Familie verloren zu haben.
Ich weiß leider auch, dass es keinen wirklichen Trost gibt, denn mit dem Schmerz sind wir in sehr viele Stunden und viele Tage total alleine.
Aber hier seinen Schmerz beschreiben zu können, hilft und man kann de Gedanken sortieren, Kraft tanken ... aber die Tränen werden nicht versiegen. Und auch ich hadere immer noch damit, dass sich alles immer wieder so unwirklich anfühlt ... weil man das nie wollte und weil man nicht verstehen kann, warum das so sein muss. Obwohl man mehr als erwachsen ist und genau weiß, wie die Natur tickt ... trotzdem ...

Ich wünsche Dir viel, sehr viel Kraft!!!
Eine gute Reise für Deine geliebte Dhana ....

LG