PRA beim Hund

[Petra-Neuss]

Hallo zusammen,

da ich noch nicht endgültig freigeschaltet bin, stelle ich meine Frage hier im Gästebereich:

Ich erhielt gestern abend den Anruf eines Paares, an die ich Rufo, einen ca. 5 Jahre alten Labrador Retriever vermittelt habe.

Die Halter hatten schon länger den Eindruck, dass Rufo - speziell im Dunklen - schlecht sieht. Jetzt waren sie beim TA und es wurde eine progressive Retina-Atrophie diagnostiziert, die offenbar schon fortgeschritten ist.

Den Haltern wurde gesagt, dass es keine Heilungsmöglichkeit gibt, und Rufo mit Sicherheit erblinden wird. Als Zeitfenster bis zur endgültigen Erblindung wurde etwa ein Jahr angegeben.

Die TÄ meinte jedoch, man könne den Erblindungsprozess eventuell mit Hilfe eines Medikaments aus der Humanmedizin - Ocuvite Lutein AMD - verlangsamen. Rufo soll eine Tablette am Tag bekommen (die Dosierung beim Menschen beträgt 2 Tabletten am Tag). Das Problem: Obwohl Rufo einen sehr robusten Magen hat, verträgt er das Medikament offenbar nicht. Er bekommt es mit seinem Futter und erbricht kurz nach der Aufnahme.

Meine Fragen dazu:

- gibt es eine andere, alternative Behandlungsmethode, um die Erblindung zu verzögern?

- könnte es sein, dass es eine Unverträglichkeit bei gleichzeitiger Gabe von Ocuvite und Echinacea gibt?

Viele Grüße
Petra

[Cush_Mom]

Ich gehe ja mal davon aus, dass die Diagnose von einem erfahrenen Ophthalmologen gestellt wurde? Falls nicht, würde ich das schleunigst nochmal tun, auf der Seite http://www.dok-vet.de findest Du augentierärztliche Spezialisten.

Viele Grüsse
Tina mit Cora & Engel Candy at the rainbow bridge (10/92 - 06/04, PDH-Cushing + Diabetes m. )

[Petra-Neuss]

@Tina

Ich habe auch schon gegoogelt, und die von Dir verlinkte Seite ebenfalls gefunden. Ebenso die Seite der Uni Bochum zum entsprechenden Forschungsprojekt. Ich werde den Haltern auf jeden Fall vorschlagen, an diesem Projekt teilzunehmen.

Ich gehe davon aus, dass die Diagnose so richtig ist; zumindest war sich die TÄ absolut sicher. Die Halter sind richtig fit und Frauchen ist medizinisch nicht ganz unbeleckt - man kann sie also nicht so leicht abspeisen. Ich frage aber gerne noch mal nach.

Ich hätte trotzdem gerne gewusst, ob es irgend welche Erkenntnisse gibt bzgl. einer Unverträglichkeit bei gleichzeitiger Gabe von Ocuvite und Echinacea. Oder ob Ocuvite - das ja auf den Menschen abgestimmt ist - aufgrund der Dosierung der Inhaltsstoffe beim Hund zu Unverträglichkeit führt/führen kann.

Und natürlich, ob es Alternativen zu Ocuvite gibt.

Sorry, dass ich so drängle, aber die Sache liegt mir sehr am Herzen. Rufo hat sich im neuen Zuhause so toll rausgemacht und genießt es sehr, durch die Gegend zu tollen. Wenn man die völlige Erblindung auch nur einen Tag herauszögern könnte, wäre dies ein gewonnener Tag für Rufo.

Viele Grüße
Petra

[Birlie]

Hallo Petra,

also auch ich würde dringend empfehlen, nochmal die Meinung eines Augenexperten einzuholen, einen entsprechenden Link hat Tina ja schon angegeben.

Bei einem Magyar Viszla einer Bekannten wurde auch PRA diagnostiziert, es war natürlich ein Schock für meine Bekannte, da der Hund grad mal 2 Jahre alt war.

Da der Chef einer örtlichen Tierklinik Mitglied im Dortmunder Kreis ist, vereinbahrten wir kurzentschlossen einen Termin, was soll ich sagen, der Hunde wurde eingehend untersucht und es wurde festgestellt, daß keine Anzeichen für PRA oder sonstige Augenleiden gegeben sind!

Deswegen bitte, den Hundehaltern wirklich nahelegen, eine 2. Meinung einzuholen!

[Gast]

mir ist nicht bekannt das es irgend welche Mittel zur Verzögerung der PRA gibt bzw. helfen. seit kurzer Zeit tritt die PRA auch beim Kuvasz auf. Wenn man heute die erkrankten Kuvasz ,deren Ahnentafel , sich anschaut könnte man rückschlüsse ziehen.
Nur weiß keiner vorher , ob sein Welpe Blind wird oder nicht. Ich hoffe doch das die eingeleiteten Maßnahmen bei der Rasse Kuvasz , dazu führen um den Gendefekt, der diese Krankheit hervorruft , aus zu rotten. Ich wünsche Euch auch mit dem Blinden Hund noch schöne Jahre, es wird für den Menschen eine Umstellung einen Blinden Hund zuhalten. Aber die Liebe zum Tier , ist es wert .
Gruß

[Petra-Neuss]

So, ich habe die Halter erreicht und noch mal nachgefragt:

Die PRA wurde von Dr. Allgoewer diagnostiziert, Fachtierärztin für Augenheilkunde und Mitglied des Dortmunder Kreises. Ich denke, wir können die Diagnose somit als gesichert betrachten.

Übrigens scheint die TÄ auch in menschlicher Hinsicht sehr gut zu sein. Sie hat den Haltern nicht nur reinen Wein eingeschenkt und sie sehr gut über PRA informiert, sondern ihnen auch Mut gemacht und ihnen einiges an guten Tips für den Umgang mit einem blinden Hund gegeben. Sie hat sehr davor gewarnt, einen blinden Hund schwimmen zu lassen, da eine große Gefahr des Ertrinkens bestünde (Hund gerät in Panik und verliert komplett die Orientierung).

Die Halter haben die Ocuvite-Gabe umgestellt und geben sie nicht mehr mit dem normalen Futter. Bisher ist die Tablette nicht erbrochen worden. Es könnte also sein, dass sich dieses Problem erledigt hat.

Also wieder zur Ausgangsfrage: Gibt es irgendwelche alternativen Möglichkeiten, Rufo zu unterstützen und den Krankheitsverlauf wenigstens etwas zu verzögern?

Viele Grüße
Petra

[Cush_Mom]

Hallo Petra,
ja, Frau Dr.Allgoewer soll eine sehr Nette sein. Ich kenne sie zwar nicht persönlich, habe aber auch schon viel Gutes über sie gehört. Somit scheidet eine vorschnelle Diagnose also mal zweifelsfrei aus.

Ich kann Dir bzw. den Haltern nur noch empfehlen, sich ein englischsprachiges Buch zuzulegen. Es ist das Beste, was es auf dem Markt gibt. Es finden sich viele Tipps, wie man einen (allerdings bereits erblindeten) Hund unterstützen kann. Bin mir nicht sicher, ob auch Hinweise hinsichtlich Verlangsamung des Verlaufes zu finden sind, aber eine Mail an die Autorin wird da sicherlich Klarheit bringen.

Zu bestellen gibt es die Bücher "Living with blind dogs" und "Blind dog stories" hier: http://www.petcarebooks.com.

Ich wünsche dem Wuschel, dass die Erkrankung möglichst langsam fortschreitet und er gut damit zurechtkommt!

Alles Gute
Tina mit Cora & Engel Candy at the rainbow bridge (10/92 - 06/04, PDH-Cushing + Diabetes m. )

[Petra-Neuss]

@Tina

Danke, ich werde den Buchtip (und die guten Wünsche) an Rufo und die Halter weiterleiten.

Langsam glaube ich, dass es (außer der Hoffnung, dass das Ocuvite hilft) tatsächlich keinerlei Behandlungsmöglichkeit gibt... Im Netz ist auch nicht ein kleiner Hinweis zu finden.

Schade, ich hätte gerne mehr geholfen, als nur mit Tips zum Umgang mit einem erblindeten Hund und zum Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen.

Ich bin allerdings sehr froh, dass Rufo diese Halter gefunden - und das kurz vor knapp. Er hätte es kaum besser treffen können.

Weiss vielleicht noch jemand, mit welcher (ungefähren) prozentualen Häufigkeit die einzelnen Rassen von PRA betroffen sind?

Viele Grüße
Petra

[usch57]

Hallo Petra,

nach dem, was ich über Frau Dr. Allgöwer höre, ist die Diagnose nicht anzuzweifeln.

PRA geht ihren Weg und ist nicht aufzuhalten.

Meine Hündin ist seit 15 Monaten komplett blind und wenn man es nicht weiss, merkt man es kaum.

Sie hat in kürzester Zeit gelernt, damit klar zu kommen und es ist erstaunlich, wie sie zwischen den Bäumen umherrennt, ohne dass es zu einem Crash kommt.

Für uns Menschen ist es sehr schlimm, aber das Hundi "denkt" nicht so. Meine Elli hat keinerlei Einschränkung der Lebensqualität durch ihre Blindheit.

Alles Gute für Rufo und seine Familie